Dienstag, 1. Februar 2011

Action - The sole medium of expression for ethics.

Клопка - Die Falle
(Srdan Golubović, 2007)

Als Angestellter einer kleinen staatlichen Baufirma ist Mladens (Nebojša Glogovac) Einkommen marginal. Mit Hilfe seiner Frau Marija (Nataša Ninković), einer Englisch-Lehrerin an einer örtlichen Schule, hält er die Familie kämpfend über Wasser. Ihr Besitz ist gering, ihre Mietwohnung erschreckend klein, ihr Auto ein museumsreifes Ausstellungsstück, doch mit den nötigen Abstrichen in ihrem Leben kommen sie über die Runden. Das gilt, bis an ihrem Sohn Nemanja (Marko Durović) ein, mit fortschreitendem Alter wahrscheinlich tödlicher, Herzdefekt diagnostiziert wird. Die lebensnotwendige Operation wird in Belgrad aufgrund eines Mangels an Spezialisten nicht durchgeführt, weswegen die Eltern von einem Arzt des örtlichen Krankenhauses an eine Klinik in Deutschland verwiesen werden, wo der besprochene Eingriff durchgeführt werden kann. Doch der Preis übersteigt das Budget der Eltern bei weitem, was sie dazu drängt unter Zeitdruck das nötige Geld aufzutreiben. Ohne das Einverständnis des Vaters gibt die verzweifelte Mutter eine Anzeige auf, um die Not, in der sich die Familie befindet, bekannt zu geben, um die Hilfe von Unbekannten bettelnd. Der Vater fühlt sich in seinem Stolz verletzt, gleichzeitig erkennend, dass diese Anzeige seinen Sohn durch dessen scheinbare Fragilität innerhalb seiner Klasse zum Außenseiter macht. Doch die Anzeige führt zu einem unerwarteten Angebot eines anonymen Spenders, der Mladen das benötigte Geld bereitstellt, sofern dieser als einmaliger Auftragsmörder für ihn arbeitet. Mladens Verschwiegenheit seiner Frau gegenüber, und der Zwiespalt gegenüber dem moralischen Handeln treibt einen Keil zwischen das Paar, während die Mutter, eingesperrt in ihrem Käfig der auferzwungenen Handlungsunfähigkeit, am Zustand ihres Sohnes vollständig zu zerbrechen droht.   

"Die Falle" zählt zu den international erfolgreicheren Produktionen Serbiens der jüngsten Jahren, besonders innerhalb Europas wurde er bei zahlreichen Festivals mehrfach geehrt. Hollywood hat bereits 2008 angekündigt, eine amerikanische Neufassung des Stoffs zu kreieren, doch das Projekt scheint in der Produktion stecken geblieben zu sein. Seine Weltpremiere hatte Srdan Golubovićs Film bei der Berlinale, wo er zwar leer ausging, jedoch innerhalb Deutschlands einen gewissen Bekanntheitsgrad durch seine Vermarktung erlangte. Neben Serbien und Ungarn war auch Deutschland an der Produktion von "Die Falle" beteiligt, was vielleicht ein ausschlaggebender Fakt war, bei der Suche nach einem Festival für die Weltpremiere.

Golubović stellt in seinem Film die bekannt diskutable Frage, wie weit man gehen würde, um einen geliebten Menschen zu retten. Zu Beginn präsentiert er uns die perfekte Familienidylle, nicht einmal getrübt durch den ohnehin vorherrschenden finanziellen Notstand. Doch durch die Diagnose des Sohnes wird die Familie in einen destruktiven Wirbel gerissen, der diese Harmonie in kürzester Zeit zerfetzt. Allerdings geht Golubović dabei etwas stümperhaft vor, die Charaktere wirken unvollständig, besitzen kaum Tiefgang, ihre inneren Kämpfe wirken aufgesetzt und Golubovićs ewige Suche nach Konflikten, wo keine sind, schadet seinem Film zusätzlich. "Die Falle" sucht verbissen nach einem moralischen Ausweg aus einem konfliktträchtigen Irrgarten, der kein Ende kennt. Besonders Mladen wirkt in seinen Entscheidungen unmenschlich, inkonsequent, lässt sich letztlich so gar nicht charakterisieren, weil jedes Geschehnis ihn vollständig aus der Bahn zu werfen scheint, ihn neuerdings seine Entscheidungen anzweifeln lassend. Sein Handeln ist eine obskure Mischung aus Moral, Affekt und Impuls, in einem wirren Zusammenspiel, das ihn aufgrund seiner fehlenden Menschlichkeit zur blind agierenden Puppe werden lässt, völlig befreit von Reaktion, Konsequenz und Sinn. 

Ästhetisch gefällt "Die Falle" durch seine trist düstere Farbgebung, die das Bild immerzu beherrscht, das seelische Loch charakterisierend, in dem sich die Protagonisten befinden. Davon abgehoben wird lediglich das Auto der Familie behandelt, dargestellt als Platz der Besinnung, in dem die Stimmung umzuschwingen scheint, in dem die Stille erst ihre Bedeutung gewinnt, der gesamten Situation übergeordnet, und letztlich besonders in der Schlussszene an Brisanz gewinnend. Das Ende versucht einen Kompromiss zu finden, der in dieser Form schlicht deplatziert wirkt, er der Natur der Hauptfigur in ihrer Willkür jedoch fast schon entspricht. Denn im Endeffekt ist "Die Falle" ebenso impulsiv, zufällig und auf unkonventionellste Art und Weise mit der Moralkeule fuchtelnd.

2 Kommentare:

  1. Ein ganz interessanter Film, wie ich finde, der es am Ende leider etwas verkackt. Aber du hast das sehr schön auseinanderklamüsert. :cheers:

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  2. Danke, und an sich stimme ich dir zu, besonders der Beginn und die zeitversetzten Handlungsstränge sind durchaus interessant, doch durch seine eher schwache Charakterzeichnung verlor "Die Falle" seine Faszination bei mir recht schnell. Auch die zweite narrative Ebene, die das Geschehen eigentlich wirklich erzählt, hätte man etwas effizienter einsetzen können, zumindest kam es mir so vor. Und beim Ende kann ich dir nur zustimmen, das war schlicht und einfach unbrauchbar.

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