Donnerstag, 26. Januar 2012

Between Love and Hate.

The Night of the Hunter
Die Nacht des Jägers
(Charles Laughton, 1955)


Bei einem Überfall der zwei Menschenleben fordert erbeutet Ben Harper (Peter Graves) 10.000 $, doch da ihm die Polizei bereits kurz nach seinem Delikt auf den Fersen ist, bleibt es ihm verwehrt, mit der Beute zu fliehen. Er schafft es gerade noch zu seinem Haus und Hof zu gelangen, wo er das Geld an seine kleinen Sprösslinge John (Billy Chapin) und Pearl (Sally Jane Bruce) übergibt und in der Puppe des Mädchens versteckt. Die beiden Kinder schwören niemandem vom Versteck des Geldes zu verraten. Am Ort der Geldübergabe angekommen, nehmen die Polizisten Ben fest, welcher im anschließenden Prozess zum Tode verurteilt wird. Seine Zelle im Gefängnis teilt er sich mit Harry Powell (Robert Mitchum), welcher kurz vor seiner Entlassung steht. Eines nachts beginnt Ben im Schlaf zu reden, und verrät an seinen Zellengenossen, dass er das Geld des Überfalls sicher untergebracht hat, das geheime Versteck behält er dennoch für sich. Als Bens Leben sein verfrühtes Ende erfährt, kommt Harry - mit nichts anderem im Kopf als der versteckten Beute - frei und versucht die Witwe (Shelley Winters) des Hingerichteten zu finden, um von ihr das Geheimnis zu erfahren. Als fanatischer Wanderprediger streift der skrupellose Verbrecher durchs Land auf der Suche nach den 10.000 $, wobei er vor nicht davor zurückschreckt, für sein Vorhaben zu morden.

"The Night of the Hunter" war - basierend auf dem gleichnamigen Roman von David Grubb - der erste und einzige Film unter der Regie des britischen Schauspielers Charles Laughton. Bei der Erstaufführung floppte der Film sowohl bei den Kritikern als auch bei dem Publikum. Erst im Laufe der Zeit erkannte man, dass Laughtons Film ein wesentlich größeres Werk ist, als anfangs gedacht, und dass sich der Einfluss von "The Night of the Hunter" in zahlreichen Film Noirs wiederfindet. Filme wie Orson Welles' "The Trial" oder auch David Lynchs "Blue Velvet" beinhalten klare Anleihen aus "The Night of the Hunter". In gewisser Weise wirkt Laughtons Film ambivalent, wenn man bedenkt, dass manche im Film gezeigten Szenarien sowohl schockierend auf die Zuschauerschaft der damaligen Zeit  wirkte, als auch - aufgrund der zeitweise euphemistischen, Slapstick-artigen Inszenierung - einen belustigenden Aspekt mit sich bringt. Aufgrund dessen mag "The Night of the Hunter" in seinen frühen Jahren wohl nicht den Eindruck hinterlassen haben, den er heutzutage zweifellos in den Herzen vieler Filmliebhaber hinterlässt. Die Zeit und viele Zuschauer waren damals noch nicht reif für einen Film wie diesen, was sich besonders häufig in der Fehlinterpretation der Mise-en-scène und des manchmal auffällig unnaturalistischen Szenenbilds als bizarr und schrullig widerspiegelt. Zieht man jedoch in Betracht, dass Laughton diese Aspekte gewollt in seinen Film hat einfließen lassen, funktioniert sein "The Night of the Hunter" auf einer vollkommen anderen Ebene.

Inspiriert sowohl vom Film noir der damaligen Zeit als auch vom Deutschen Expressionismus der Stummfilm-Ära arbeitet Laughton gezielt mit Licht und Schatten und teils sehr plastischen Szenenbildern und entwirft so eine beinahe mystische Welt im Film. Im Vordergrund steht hier die Unschuld, beziehungsweise die Repräsentation einer unschuldigen, kindlichen Welt. Der Film wird in großen Teilen aus der Sicht der beiden Kinder erzählt, wodurch die Welt und das Geschehen um sie vielfach aus ihrer Sicht gezeigt wird. Die Gewalt wird verharmlost, während die Gefahr spielerisch verarbeitet wird. Laughton hat seine filmischen Mittel keinesfalls stümperhaft eingesetzt, sondern durch gewollte Verfremdung eine magische kleine Welt im Film geschaffen.

"The Night of the Hunter" ist ein Film der Kontraste. Licht und Schatten, Weiß und Schwarz, Gut und Böse, sie alle stehen sich im Film direkt gegenüber. Es gibt keinen fluktuierenden Übergang zwischen ihnen, sie sind Gegenpole - und zwischen ihnen besteht ein Konflikt. Am deutlichsten wird dieses Motiv in den Tattoos Harry Powells verwendet, denn auf seinen Fäusten steht auf der einen Seite "LOVE" und auf der anderen Seite "HATE" geschrieben. Wie ebendiese kontrastierenden Gefühle, scheint auch Harry Powell selbst zwischen zwei Polen hin- und hergerissen zu sein. Besonders die Beleuchtung drückt seine Gefühlszustände aus, wie zum Beispiel die Mordszene beweist, in welcher er im ersten Moment noch abzuschweifen scheint, die Beleuchtung sich jedoch schlagartig ändert und die messerscharfen Schatten, die im Raum auf die Wände fallen als Prophezeiung dessen dienen, was passieren wird. Im Anschluss greift Harry zum Dolch und ersticht eine Dame. Auch in der Kleidung zeigt sich diese Ambivalenz in Harrys Charakter. In diesen Momenten der Unsicherheit trägt er meist sowohl weiße als auch schwarze Kleidung, während das Weiße an sich im Film das Unschuldige zu betonen und das Schwarze für das Böse zu stehen scheint. Doch auch besonders bei der Kleidung findet wiederum eine Interaktion mit Licht und Schatten. Und genau mit diesem Zusammenspiel von hell und dunkel gelingt es "The Night of the Hunter" die Ketten des Naturalistischen - ohne dabei kitschig zu sein - abzulegen und eine kindlich-naive Anschauung der Realität in eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bildern wiederzugeben.

Sonntag, 22. Januar 2012

Es ist vollbracht.

Wie Der Nino aus Wien schon schrieb: Es geht immer ums vollenden.

Meine erste filmtheoretische Arbeit ist nun nach etwa sechs Monaten endlich vollendet. Es handelt sich um eine 40-seitige Analyse und Interpretation von David Lynchs "Eraserhead" in englischer Sprache, die ich als Teil meiner anstehenden Matura im Juni 2012 zu verfassen hatte. Da somit eine ungeheure Last von meinen Schultern gefallen ist, und ich einen unbeschreiblichen Berg an Stress hiermit abgearbeitet habe, bin ich fortan wieder fähig, mehr Beiträge hier zu verfassen und zu veröffentlichen.
Ich möchte allen danken, die mir treu geblieben sind, und noch heute gewillt sind die Beiträge hier zu lesen und ihre persönliche Meinung kund zu tun. Vielen Dank!

Ich werde mich hier die nächsten Tage mit meiner ersten kleinen Rezension zurückmelden.